ten,” sprach Hagen dagegen,
“Keine andre Sorge haben diese Degen
Als um die Herberge, die F?rsten und ihr Lehn,
Wo wir in diesem Lande heute Nachtruh sollen sehn. (1685)
“Die Ross sind uns verdorben auf den fernen Wegen,
Die Speise gar zerronnen,” sprach Hagen der Degen,
“Wir findens nicht zu Kaufe: Es w?r ein Wirt uns Not,
Der uns durch seine Tugend noch heunte g?be das Brot.” (1686)
Da sprach wieder Eckewart: “Ich zeig euch solchen Wirt,
Dass niemand euch im Hause so gut empfangen wird.
In irgend einem Lande als euch hier mag geschehn,
Wenn ihr schnellen Degen wollt zu R?digern gehn. (1687)
“Der Wirt wohnt an der Stra?e, der beste allerw?rts,
Der je ein Haus besessen: Tugend gebiert sein Herz,
Wie das Gras mit Blumen der s??e Maie tut,
Und soll er Helden dienen, so ist er froh und wohlgemut.” (1688)
Da sprach der K?nig Gunther: “Wollt ihr mein Bote sein,
Ob mich behalten wolle um der Liebe mein
Mein lieber Freund R?dger, und die in meinem Bann?
Das will ich immer lohnen so gut ich irgend nur kann.” (1689)
“Der Bote bin ich gerne,” sprach da Eckewart,
Mit viel gutem Willen erhob er sich zur Fahrt
Und saget R?digeren was er da vernommen:
Dem war in langen Zeiten so liebe Kunde nicht gekommen. (1690)
Man sah zu Bechlaren eilen einen Degen,
Den R?dger wohl erkannte; er sprach: “Auf diesen Wegen
Kommt Eckewart gegangen, Kriemhildens Untertan.”
Er w?hnte schon, die Feinde h?tten ihm ein Leid getan. (1691)
Da ging er vor die Pforte, wo er den Boten fand;
Der nahm sein Schwert vom G?rtel und legt' es aus der Hand.
Die M?re, die er brachte, verhehlte nicht sein Mund
Dem Wirt und sein Freunden, er macht' es blad ihnen kund. (1692)
Er sprach zum Markgrafen: “Mich hat zu euch gesandt
Gunther mein Herre von Burgondenland,
Geiselher sein Bruder und auch Gerenot.
Jeglicher der Recken euch seine Dienste der entbot. (1693)
“Dasselbe tut auch Hagen, Volker auch zugleich,
Mit Flei? und rechter Treue; dazu bericht ich euch
Was des K?nigs Marschall euch durch mich entbot:
Es sei den guten Knechten eure Herberge Not.” (1694)
Mit lachendem Munde versetzte R?diger:
“Nun wohl mir dieser M?re, dass die K?nge hehr
Begehren meiner Dienste: Dazu bin ich bereit.
Wenn sie ins Haus mir kommen, des bin ich h?chlich erfreut.” (1695)
“Dankwart der Marschall, der hat euch kund getan,
Wer euch zu Hause noch heute zieht heran:
Sechzig schneller Recken und tausend Ritter gut,
Und neuntausend Knechte.” Da ward ihm fr?hlich zu Mut: (1696)
“Wohl mir um diese G?ste,” sprach da R?diger,
“Dass mir zu Hause kommen die edeln Ritter hehr,
Denen ich noch selten einen Dienst getan.
Nun reitet ihnen entgegen, sei's Freund oder Untertan.” (1697)
Sie eitlen zu den Rossen, Ritter so wie Knecht.
Was sie ihr Herr gehei?en, das d?uchte alle recht:
Sie brachte ihre Dienste um so schneller dar;
Noch wusst es nicht Gotlinde, die in ihrer Kammer war. (1698)
27. Abenteuer
Wie R?diger Gunthern empfing
Hin ging der Markgraf, wo er die Frauen fand,
Sein Weib und seine Tochter. Denen macht er da bekannt
Diese liebe M?re, die er jetzt vernommen,
Dass ihrer Frauen Br?der zu ihrem Hause sollten kommen. (1699)
“Meine liebe Traute,” sprach da R?diger,
“Ihr sollt sie wohl empfangen, die edeln K?nge hehr,
Wenn sie und ihr Gesinde hier zu Hofe gehn;
Ihr sollt auch sch?n begr??en Hagen in Gunthers Lehn. (1700)
Mit ihnen kommt auch einer mit Namen Dankwart,
Ein andrer hei?t Volker, an Ehren wohl bewahrt.
Die sechse sollt ihr k?ssen, ihr und die Tochter mein,
Und sollt auch in Z?chten diesen Recken freundlich sein.” (1701)
Das gelobten ihm die Frauen und warens gern bereit:
Sie suchten aus den Kisten manch herrliches Kleid,
Darin sie den Recken entgegen wollten gehn.
Da sah man gro? Beflei?en von sch?nen Frauen geschehn. (1702)
Gef?lschte Frauenzierde gar wenig man da fand;
Sie trugen auf dem Haupte lichtes goldnes Band,
Das waren reiche Kr?nze, damit ihr sch?nes Haar
Die Winde nicht verwehten; sie waren h?fisch und klar. (1703)
In solcher Unmu?e lassen wir die Fraun.
Da war ein schnelles Reiten auf dem Feld zu schaun
Von R?digers Genossen bis man die F?rsten fand:
Sie wurden wohl empfangen in des Markgrafen Land. (1704)
Als sie der Markgraf zu sich kommen sah,
Zu seinen lieben G?sten fr?hlich sprach er da:
“Willkommen mir ihr Herren und die in euerm Lehn:
Hier in meinem Lande hab ich euch gerne gesehn.” (1705)
Da dankten ihm die Recken in Treuen ohne Hass.
Wie wohl er ihnen wolle, wohl bewies er das.
Besonders gr??t' er Hagen, der war ihm l?ngst bekannt;
So tat er auch mit Volkern aus der Burgonden Land. (1706)
Er empfing auch Dankwarten. Da sprach der k?hne Degen:
“Wollt ihr uns hier behalten, wer soll dann verpflegen
Unser Ingesinde, das wir hergebracht?
Da sprach der Markgraf: “Ich schaff euch gute Ruh bei Nacht (1707)
* Und all dem Gesinde. Was ihr in das Land
Mit euch hergef?hret: Ross, Silber und Gewand,
Dem geb ich solche H?ter, nichts geht davon verloren,
Das euch zu Schaden br?chte nur um einen halben Sporen. (1708)
“Spannet auf, ihr Knechte, die H?tten in dem Feld;
Was ihr hier verlieret, daf?r leist ich Entgelt:
Zieht die Z?ume nieder und lasst die Rosse gehn.”
Das war ihnen selten von einem Wirte noch geschehn. (1709)
Des freuten sich die G?ste. Als das geschehen war
Und die Herrn von dannen ritten, legte sich die Schar
Der Knecht im Grase nieder: Gut ruhen war es da,
Dass ihnen auf der Reise wohl nimmer sanfter geschah. (1710)
Die edle Markgr?fin mit ihrer Tochter sch?n
War vor die Burg gegangen; da sah man bei ihr stehn
Minnigliche Frauen und manche sch?ne Maid;
Sie trugen viel der Spangen und manches herrliche Kleid. (1711)
Das edle Gesteine gl?nzte fern hindann
Aus ihrem reichen Staate: Sie waren wohlgetan.
Da kamen auch die G?ste und sprangen auf den Sand:
Hei! Was man edle Sitten an den Burgonden fand! (1712)
Sechsunddrei?ig M?gdelein und viel andre Fraun,
Die wohl nach Wunsche waren und wonnig anzuschaun,
gingen ihnen entgegen mit manchem k?hnen Mann:
Da ward ein sch?nes Gr??en von edeln Frauen getan. (1713)
Die Markgr?fin k?sste die K?nge alle drei;
So tat auch ihre Tochter. Hagen stand dabei.
Den hie? ihr Vater k?ssen: Da blickte sie ihn an:
Er d?uchte sie so furchtbar, sie h?tt es lieber nicht getan. (1714)
Doch musste sie es leisten wie ihr der Wirt gebot:
Gemischt ward ihre Farbe, bleich und wieder rot.
Sie k?sst' auch Dankwarten, darnach den Fiedelmann:
Seiner K?hnheit willen ward ihm das Gr??en getan. (1715)
Die junge Markgr?fin nahm bei der Hand
Geiselher den jungen von Burgondenland;
So nahm auch ihre Mutter Gunthern den k?hnen Mann.
Da gingen mit den Helden die Frauen fr?hlich hindann. (1716)
Der Wirt ging mit Gernoten in einen weiten Saal,
Die Ritter und die Frauen setzten sich zu Tal.
Da lie? man gleich den G?sten schenken guten Wein:
Besser mochten Helden nimmer wohl empfangen sein. (1717)
Mit liebem Blick der Augen sah da mancher an
R?digers Tochter, die war so wohlgetan.
Wohl kos't in seinem Sinne sie mancher Ritter gut:
Das mochte sie verdienen; sie trug gar hoch ihren Mut. (1718)
Sie dachten was sie wollten; doch konnt es nicht geschehn.
Man sah die guten Ritter hin und wieder sp?hn
Nach M?gdelein und Frauen; deren sa?en da genug.
Dem Wirt geneigten Willen der edle Fiedeler trug. (1719)
Da wurden sie geschieden wie Sitte war im Land:
Zu andern Zimmern gingen Ritter und Fraun zur Hand.
Man richtete die Tische in dem Saale weit
Und war den fremden G?sten zu allen Diensten bereit. (1720)
Den G?sten ging zu Ehren die edle Markgr?fin
Mit ihnen zu den Tischen; die Tochter lie? sie drinn
Bei den M?gdlein weilen, wo sie nach Sitte blieb:
Dass sie die nicht mehr sahen, das war den G?sten nicht lieb. (1721)
Als man getrunken hatte und gespeiset ?berall,
Da f?hrte man die Sch?nen wieder in den Saal.
Anmutge Reden wurden nicht gescheut,
Viel sprach deren Volker, ein Degen k?hn und allbereit. (1722)
Da sprach unverhohlen derselbe Fiedelmann:
“Viel reicher Markgraf, Gott hat an euch getan
Nach allen seinen Gnaden: Hat er euch doch gegeben
Ein Weib, ein so recht sch?nes, dazu ein wonnigliches Leben. (1723)
“Wenn ich ein K?nig w?re,” sprach der Fiedelmann,
“Und sollte Krone tragen, zum Weibe n?hm ich dann
Eure sch?ne Tochter: Die w?nschte sich mein Mut:
Sie ist minniglich zu schauen, dazu edel und gut.” (1724)
* Da sprach der Markgraf: “Wie m?chte das wohl sein,
Dass je ein F?rst begehrte der leiben Tochter mein?
Wir sind hier beide fremde, ich und auch mein Weib;
Was hilft die gro?e Sch?ne an der guten Jungfrau Leib?” (1725)
Da versetzte Gernot, der edle Degen gut:
“Und w?hlt ich eine Traute nach meines Herzens Mut,
So w?r ich solches Weibes von ganzer Seele froh.”
Da antwortet' ihm Hagen mit adliger Sitte so: (1726)
“Nun soll sich doch beweiben mein Herre Geiselher:
Es ist so hohen Stammes die Markgr?fin hehr,
Dass wir ihr gerne dienten, ich und sein ganzes Lehn,
Sollte sie unter Krone bei den Burgonden gehn.” (1727)
Diese Rede d?uchte R?digern gut,
Und auch Gotelinden; wohl freute sich ihr Mut.
Da schufen es die Helden, dass sie zum Weibe nahm
Geiselher der edle; der K?nig durft es ohne Scham. (1728)
Soll ein Ding sich f?gen, wer kann ihm widerstehn?
Man lie? die Jungfraue hin zu Hofe gehn.
Da schwur man ihm zu geben das wonnigliche Weib;
Da gelobt' auch er zu minnen ihren minniglichen Leib. (1729)
Man beschied der Jungfrau Burgen und auch Land.
Da sicherte mit Eiden des edeln K?nigs Hand
Und Gernot der Degen, es werde so getan.
Da sprach der Markgraf: “Da ich des Landes nicht gewann, (1730)
So will ich euch in Treuen immer bleiben hold.
Ich gebe meiner Tochter an Silber und an Gold
Was hundert Saumrosse nur immer m?gen tragen,
Dass es diesen Helden nach Ehren m?ge behagen.” (1731)
Da wurden nach der Sitte in einen Kreis gestellt
Die beiden Anverlobten. Mancher junge Held
Mit fr?hlichem Mute stand ihr da entgegen,
Er gedachte in seinem Sinne wie noch die Jungen gerne Pflegen. (1732)
Als nun begann zu fragen die minnigliche Maid
Ob sie den Recken wolle, zum Teil war es ihr leid;
Doch dachte sie zu nehmen den waidlichen Mann.
Sie sch?mte sich der Frage, wie manche Maid hat getan. (1733)
Ihr riet ihr Vater R?diger, dass sie spr?che ja,
Und dass sie gern ihn n?hme: Wie schnell war er da
Mit seinen wei?en H?nden, womit er sie umschloss,
Gieselher der Junge! Wie wenig sie ihn doch genoss! (1734)
Da sprach der Markgraf: “Ihr edeln K?nge reich,
Wenn ihr nun wiederkehret beim in euer Reich,
Wie es doch bald geschiehet, so geb ich euch die Magd,
Dass ihr sie mit euch f?hret.” Also ward es zugesagt. (1735)
Der Schall, den man h?rte, der musste nun vergehn.
Man lie? die Jungfrauen zu ihren Kammern gehn,
Und auch die G?ste schlafen und ruhn bis an den Tag.
Da schuf man ihnen Speise; der Wirt sie g?tlich verpflag. (1736)
Nach dem Imbiss wollten sie von dannen fahren
Zu der Heunen Lande: “Davor will ich euch wahren,”
Sprach der edle Markgraf, “ihr sollt noch hier bestehn;
So liebe G?ste hab ich lange nicht bei mir gesehn.” (1737)
Da versetzte Dankwart: “Herr, das kann nicht sein:
Wo n?hmet ihr die Speise, das Brot und auch den Wein,
Das ihr doch haben m?sstet f?r so manchen Mann?”
Als der Wirt das h?rte, stand ihm die Rede nicht an. (1738)
“Meine lieben Herren, ihr d?rft mirs nicht versagen.
Ich habe noch die Speise zu vierzehn Tagen
F?r euch und das Gesinde, das mit euch hergekommen:
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123
“Keine andre Sorge haben diese Degen
Als um die Herberge, die F?rsten und ihr Lehn,
Wo wir in diesem Lande heute Nachtruh sollen sehn. (1685)
“Die Ross sind uns verdorben auf den fernen Wegen,
Die Speise gar zerronnen,” sprach Hagen der Degen,
“Wir findens nicht zu Kaufe: Es w?r ein Wirt uns Not,
Der uns durch seine Tugend noch heunte g?be das Brot.” (1686)
Da sprach wieder Eckewart: “Ich zeig euch solchen Wirt,
Dass niemand euch im Hause so gut empfangen wird.
In irgend einem Lande als euch hier mag geschehn,
Wenn ihr schnellen Degen wollt zu R?digern gehn. (1687)
“Der Wirt wohnt an der Stra?e, der beste allerw?rts,
Der je ein Haus besessen: Tugend gebiert sein Herz,
Wie das Gras mit Blumen der s??e Maie tut,
Und soll er Helden dienen, so ist er froh und wohlgemut.” (1688)
Da sprach der K?nig Gunther: “Wollt ihr mein Bote sein,
Ob mich behalten wolle um der Liebe mein
Mein lieber Freund R?dger, und die in meinem Bann?
Das will ich immer lohnen so gut ich irgend nur kann.” (1689)
“Der Bote bin ich gerne,” sprach da Eckewart,
Mit viel gutem Willen erhob er sich zur Fahrt
Und saget R?digeren was er da vernommen:
Dem war in langen Zeiten so liebe Kunde nicht gekommen. (1690)
Man sah zu Bechlaren eilen einen Degen,
Den R?dger wohl erkannte; er sprach: “Auf diesen Wegen
Kommt Eckewart gegangen, Kriemhildens Untertan.”
Er w?hnte schon, die Feinde h?tten ihm ein Leid getan. (1691)
Da ging er vor die Pforte, wo er den Boten fand;
Der nahm sein Schwert vom G?rtel und legt' es aus der Hand.
Die M?re, die er brachte, verhehlte nicht sein Mund
Dem Wirt und sein Freunden, er macht' es blad ihnen kund. (1692)
Er sprach zum Markgrafen: “Mich hat zu euch gesandt
Gunther mein Herre von Burgondenland,
Geiselher sein Bruder und auch Gerenot.
Jeglicher der Recken euch seine Dienste der entbot. (1693)
“Dasselbe tut auch Hagen, Volker auch zugleich,
Mit Flei? und rechter Treue; dazu bericht ich euch
Was des K?nigs Marschall euch durch mich entbot:
Es sei den guten Knechten eure Herberge Not.” (1694)
Mit lachendem Munde versetzte R?diger:
“Nun wohl mir dieser M?re, dass die K?nge hehr
Begehren meiner Dienste: Dazu bin ich bereit.
Wenn sie ins Haus mir kommen, des bin ich h?chlich erfreut.” (1695)
“Dankwart der Marschall, der hat euch kund getan,
Wer euch zu Hause noch heute zieht heran:
Sechzig schneller Recken und tausend Ritter gut,
Und neuntausend Knechte.” Da ward ihm fr?hlich zu Mut: (1696)
“Wohl mir um diese G?ste,” sprach da R?diger,
“Dass mir zu Hause kommen die edeln Ritter hehr,
Denen ich noch selten einen Dienst getan.
Nun reitet ihnen entgegen, sei's Freund oder Untertan.” (1697)
Sie eitlen zu den Rossen, Ritter so wie Knecht.
Was sie ihr Herr gehei?en, das d?uchte alle recht:
Sie brachte ihre Dienste um so schneller dar;
Noch wusst es nicht Gotlinde, die in ihrer Kammer war. (1698)
27. Abenteuer
Wie R?diger Gunthern empfing
Hin ging der Markgraf, wo er die Frauen fand,
Sein Weib und seine Tochter. Denen macht er da bekannt
Diese liebe M?re, die er jetzt vernommen,
Dass ihrer Frauen Br?der zu ihrem Hause sollten kommen. (1699)
“Meine liebe Traute,” sprach da R?diger,
“Ihr sollt sie wohl empfangen, die edeln K?nge hehr,
Wenn sie und ihr Gesinde hier zu Hofe gehn;
Ihr sollt auch sch?n begr??en Hagen in Gunthers Lehn. (1700)
Mit ihnen kommt auch einer mit Namen Dankwart,
Ein andrer hei?t Volker, an Ehren wohl bewahrt.
Die sechse sollt ihr k?ssen, ihr und die Tochter mein,
Und sollt auch in Z?chten diesen Recken freundlich sein.” (1701)
Das gelobten ihm die Frauen und warens gern bereit:
Sie suchten aus den Kisten manch herrliches Kleid,
Darin sie den Recken entgegen wollten gehn.
Da sah man gro? Beflei?en von sch?nen Frauen geschehn. (1702)
Gef?lschte Frauenzierde gar wenig man da fand;
Sie trugen auf dem Haupte lichtes goldnes Band,
Das waren reiche Kr?nze, damit ihr sch?nes Haar
Die Winde nicht verwehten; sie waren h?fisch und klar. (1703)
In solcher Unmu?e lassen wir die Fraun.
Da war ein schnelles Reiten auf dem Feld zu schaun
Von R?digers Genossen bis man die F?rsten fand:
Sie wurden wohl empfangen in des Markgrafen Land. (1704)
Als sie der Markgraf zu sich kommen sah,
Zu seinen lieben G?sten fr?hlich sprach er da:
“Willkommen mir ihr Herren und die in euerm Lehn:
Hier in meinem Lande hab ich euch gerne gesehn.” (1705)
Da dankten ihm die Recken in Treuen ohne Hass.
Wie wohl er ihnen wolle, wohl bewies er das.
Besonders gr??t' er Hagen, der war ihm l?ngst bekannt;
So tat er auch mit Volkern aus der Burgonden Land. (1706)
Er empfing auch Dankwarten. Da sprach der k?hne Degen:
“Wollt ihr uns hier behalten, wer soll dann verpflegen
Unser Ingesinde, das wir hergebracht?
Da sprach der Markgraf: “Ich schaff euch gute Ruh bei Nacht (1707)
* Und all dem Gesinde. Was ihr in das Land
Mit euch hergef?hret: Ross, Silber und Gewand,
Dem geb ich solche H?ter, nichts geht davon verloren,
Das euch zu Schaden br?chte nur um einen halben Sporen. (1708)
“Spannet auf, ihr Knechte, die H?tten in dem Feld;
Was ihr hier verlieret, daf?r leist ich Entgelt:
Zieht die Z?ume nieder und lasst die Rosse gehn.”
Das war ihnen selten von einem Wirte noch geschehn. (1709)
Des freuten sich die G?ste. Als das geschehen war
Und die Herrn von dannen ritten, legte sich die Schar
Der Knecht im Grase nieder: Gut ruhen war es da,
Dass ihnen auf der Reise wohl nimmer sanfter geschah. (1710)
Die edle Markgr?fin mit ihrer Tochter sch?n
War vor die Burg gegangen; da sah man bei ihr stehn
Minnigliche Frauen und manche sch?ne Maid;
Sie trugen viel der Spangen und manches herrliche Kleid. (1711)
Das edle Gesteine gl?nzte fern hindann
Aus ihrem reichen Staate: Sie waren wohlgetan.
Da kamen auch die G?ste und sprangen auf den Sand:
Hei! Was man edle Sitten an den Burgonden fand! (1712)
Sechsunddrei?ig M?gdelein und viel andre Fraun,
Die wohl nach Wunsche waren und wonnig anzuschaun,
gingen ihnen entgegen mit manchem k?hnen Mann:
Da ward ein sch?nes Gr??en von edeln Frauen getan. (1713)
Die Markgr?fin k?sste die K?nge alle drei;
So tat auch ihre Tochter. Hagen stand dabei.
Den hie? ihr Vater k?ssen: Da blickte sie ihn an:
Er d?uchte sie so furchtbar, sie h?tt es lieber nicht getan. (1714)
Doch musste sie es leisten wie ihr der Wirt gebot:
Gemischt ward ihre Farbe, bleich und wieder rot.
Sie k?sst' auch Dankwarten, darnach den Fiedelmann:
Seiner K?hnheit willen ward ihm das Gr??en getan. (1715)
Die junge Markgr?fin nahm bei der Hand
Geiselher den jungen von Burgondenland;
So nahm auch ihre Mutter Gunthern den k?hnen Mann.
Da gingen mit den Helden die Frauen fr?hlich hindann. (1716)
Der Wirt ging mit Gernoten in einen weiten Saal,
Die Ritter und die Frauen setzten sich zu Tal.
Da lie? man gleich den G?sten schenken guten Wein:
Besser mochten Helden nimmer wohl empfangen sein. (1717)
Mit liebem Blick der Augen sah da mancher an
R?digers Tochter, die war so wohlgetan.
Wohl kos't in seinem Sinne sie mancher Ritter gut:
Das mochte sie verdienen; sie trug gar hoch ihren Mut. (1718)
Sie dachten was sie wollten; doch konnt es nicht geschehn.
Man sah die guten Ritter hin und wieder sp?hn
Nach M?gdelein und Frauen; deren sa?en da genug.
Dem Wirt geneigten Willen der edle Fiedeler trug. (1719)
Da wurden sie geschieden wie Sitte war im Land:
Zu andern Zimmern gingen Ritter und Fraun zur Hand.
Man richtete die Tische in dem Saale weit
Und war den fremden G?sten zu allen Diensten bereit. (1720)
Den G?sten ging zu Ehren die edle Markgr?fin
Mit ihnen zu den Tischen; die Tochter lie? sie drinn
Bei den M?gdlein weilen, wo sie nach Sitte blieb:
Dass sie die nicht mehr sahen, das war den G?sten nicht lieb. (1721)
Als man getrunken hatte und gespeiset ?berall,
Da f?hrte man die Sch?nen wieder in den Saal.
Anmutge Reden wurden nicht gescheut,
Viel sprach deren Volker, ein Degen k?hn und allbereit. (1722)
Da sprach unverhohlen derselbe Fiedelmann:
“Viel reicher Markgraf, Gott hat an euch getan
Nach allen seinen Gnaden: Hat er euch doch gegeben
Ein Weib, ein so recht sch?nes, dazu ein wonnigliches Leben. (1723)
“Wenn ich ein K?nig w?re,” sprach der Fiedelmann,
“Und sollte Krone tragen, zum Weibe n?hm ich dann
Eure sch?ne Tochter: Die w?nschte sich mein Mut:
Sie ist minniglich zu schauen, dazu edel und gut.” (1724)
* Da sprach der Markgraf: “Wie m?chte das wohl sein,
Dass je ein F?rst begehrte der leiben Tochter mein?
Wir sind hier beide fremde, ich und auch mein Weib;
Was hilft die gro?e Sch?ne an der guten Jungfrau Leib?” (1725)
Da versetzte Gernot, der edle Degen gut:
“Und w?hlt ich eine Traute nach meines Herzens Mut,
So w?r ich solches Weibes von ganzer Seele froh.”
Da antwortet' ihm Hagen mit adliger Sitte so: (1726)
“Nun soll sich doch beweiben mein Herre Geiselher:
Es ist so hohen Stammes die Markgr?fin hehr,
Dass wir ihr gerne dienten, ich und sein ganzes Lehn,
Sollte sie unter Krone bei den Burgonden gehn.” (1727)
Diese Rede d?uchte R?digern gut,
Und auch Gotelinden; wohl freute sich ihr Mut.
Da schufen es die Helden, dass sie zum Weibe nahm
Geiselher der edle; der K?nig durft es ohne Scham. (1728)
Soll ein Ding sich f?gen, wer kann ihm widerstehn?
Man lie? die Jungfraue hin zu Hofe gehn.
Da schwur man ihm zu geben das wonnigliche Weib;
Da gelobt' auch er zu minnen ihren minniglichen Leib. (1729)
Man beschied der Jungfrau Burgen und auch Land.
Da sicherte mit Eiden des edeln K?nigs Hand
Und Gernot der Degen, es werde so getan.
Da sprach der Markgraf: “Da ich des Landes nicht gewann, (1730)
So will ich euch in Treuen immer bleiben hold.
Ich gebe meiner Tochter an Silber und an Gold
Was hundert Saumrosse nur immer m?gen tragen,
Dass es diesen Helden nach Ehren m?ge behagen.” (1731)
Da wurden nach der Sitte in einen Kreis gestellt
Die beiden Anverlobten. Mancher junge Held
Mit fr?hlichem Mute stand ihr da entgegen,
Er gedachte in seinem Sinne wie noch die Jungen gerne Pflegen. (1732)
Als nun begann zu fragen die minnigliche Maid
Ob sie den Recken wolle, zum Teil war es ihr leid;
Doch dachte sie zu nehmen den waidlichen Mann.
Sie sch?mte sich der Frage, wie manche Maid hat getan. (1733)
Ihr riet ihr Vater R?diger, dass sie spr?che ja,
Und dass sie gern ihn n?hme: Wie schnell war er da
Mit seinen wei?en H?nden, womit er sie umschloss,
Gieselher der Junge! Wie wenig sie ihn doch genoss! (1734)
Da sprach der Markgraf: “Ihr edeln K?nge reich,
Wenn ihr nun wiederkehret beim in euer Reich,
Wie es doch bald geschiehet, so geb ich euch die Magd,
Dass ihr sie mit euch f?hret.” Also ward es zugesagt. (1735)
Der Schall, den man h?rte, der musste nun vergehn.
Man lie? die Jungfrauen zu ihren Kammern gehn,
Und auch die G?ste schlafen und ruhn bis an den Tag.
Da schuf man ihnen Speise; der Wirt sie g?tlich verpflag. (1736)
Nach dem Imbiss wollten sie von dannen fahren
Zu der Heunen Lande: “Davor will ich euch wahren,”
Sprach der edle Markgraf, “ihr sollt noch hier bestehn;
So liebe G?ste hab ich lange nicht bei mir gesehn.” (1737)
Da versetzte Dankwart: “Herr, das kann nicht sein:
Wo n?hmet ihr die Speise, das Brot und auch den Wein,
Das ihr doch haben m?sstet f?r so manchen Mann?”
Als der Wirt das h?rte, stand ihm die Rede nicht an. (1738)
“Meine lieben Herren, ihr d?rft mirs nicht versagen.
Ich habe noch die Speise zu vierzehn Tagen
F?r euch und das Gesinde, das mit euch hergekommen:
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