”
Doch traf Iring Hagnen durch des Helmes Hut:
Das tat der Held mit Maske; das war eine Waffe gut. (2118)
Als der grimme Hagen die Wand an sich empfand,
Ihm schwenkte sich gewaltig das Schwert in seiner Hand.
Da musste vor ihm weichen der Held in Hawarts Bann;
Hagen ihm die Stiege hinab zu folgen begann. (2119)
?bers Haupt den Schildrand der k?hne Iring schwang;
Und w?r dieselbe Stiege drei solcher Stiegen lang,
Derweile lie? ihn Hagen nicht schlagen einen Schlag:
Wie mancher rote Funke da auf seinem Helme lag! (2120)
Wieder zu den seinen kam Iring gesund.
Da wurde diese M?re bald Kriemhilden kund,
Was er im Streit dem Hagen von Tronje angetan;
Daf?r die K?nigstochter ihm sehr zu danken begann: (2121)
“Das lohne Gott dir, Iring, erlauchter Degen gut,
Du hast mir wohl getr?stet das Herz und auch den Mut:
Nun seh ich blutger?tet Hagens R?stgewand!”
Kriemhilde nahm vor Freuden ihm selbst den Schild aus der Hand. (2122)
“Ihr m?gt ihm m??ig danken;” sprach Hagen dagegen,
“Es nochmals zu versuchen ziemte wohl dem Degen,
Und k?m er dann zur?cke, er w?r ein k?hner Mann.
Die Wunde frommt euch wenig, die ich noch von ihm gewann. (2123)
“Dass ihr von meiner Wunde mir seht den Harnisch rot,
Das hat mich noch erbittert zu manches Mannes Tod;
Nun bin ich erst erz?rnet auf euch und manchen Mann:
Mir hat der Degen Iring gar wenig Schaden getan.” (2124)
Da stand dem Wind entgegen Iring von D?nenland;
Er k?hlte sich im Harnisch, den Helm er niederband.
Da priesen ihn die Leute f?r streitbar und gut;
Dar?ber trug der Markgraf nicht wenig hoch seinen Mut. (2125)
Da sprach Iring wieder: “Nun, Freunde, sollt ihr gehn
Und neue Waffen holen; ich will noch einmal sehn,
Ob ich bezwingen m?ge den ?berm?tgen Mann.”
Sein Schild war verhauen, einen bessern er gewann. (2126)
Gewaffnet ward der Recke bald in noch festre Wehr:
Er griff in seinem Zorne nach einem starken Speer,
Mit dem wollt er Hagnen zum andern Mal bestehn.
Darob ergrimmt' ihm Hagen, der k?hne Held ausersehn. (2127)
Nicht erwarten wollt ihn Hagen der Degen:
Mit Sch?ssen und mit Hieben lief er ihm entgegen
Die Steige bis zu Ende; zornig war sein Mut:
Da kam dem Degen Iring seine St?rke nicht zu gut. (2128)
Die schlugen durch die Schilde, dass es zu lohn begann
Mit feuerroten Winden. Der in Hawarts Bann
Ward von Hagens Schwerte da gar ?bel wund:
Durch Helm und Schildrand drang es, er ward nicht wieder gesund. (2129)
Als der Degen Iring der Wunde ward gewahr,
Deckt' er mit dem Schilde den Helm ganz und gar.
Ihn deuchte voll der Schaden, den er von ihm gewann;
Bald tat ihm aber gr??ern der Degen noch in Gunthers Bann. (2130)
Einen Wurfspie? Hagen vor seinen F??en sah;
Auf Iring den D?nen schoss der Degen da,
Dass ihm die Stange aus dem Haupte stand:
Der Recken Hagen hatt ihm ein grimmes Ende gesandt. (2131)
Iring musste wieder zu den D?nen fliehn.
Eh man dem Degen konnte den Helm vom Haupte ziehn
Und ihn vom Speer befreien, erschien ihm schon der Tod.
Da weinten seine Freunde, es zwang sie wahrhafte Not. (2132)
Da kam die K?nigstochter auch zu ihm heran:
Iring den starken hub sie zu klagen an;
Sie beweinte seine Wunden, es war ihr grimmig leid.
Da sprach vor seinen Freunden dieser Recke k?hn im Streit: (2133)
“Lasst die Klage bleiben, viel hehre K?nigin.
Was hilft eurer Weinen? Mein Leben muss dahin
Schwinden aus den Wunden, die an mir offen stehn:
Der Tod will mich nicht l?nger euch und Etzeln dienen sehn.” (2134)
Zu Th?ringern und D?nen sprach er hingewandt:
“Die Gaben, so die K?nigin euch beut, soll eure Hand
Nicht zu erwerben trachten, ihr lichtes Gold so rot:
Und besteht ihr Hagen, so m?sst ihr schauen den Tod.” (2135)
Seine Farbe war erblichen, des Todes Zeichen trug
Iring der k?hne; ihnen war es leid genug.
Er konnte nicht gefunden der Held in Hawarts Lehn:
Da musst es an ein Streiten von den D?nenhelden gehn. (2136)
Irnfried und Hawart sprangen vor den Saal
Wohl mit tausend Helden: einen ungest?men Schall
Vernahm man allenthalben, kr?ftig und gro?.
Hei! Was man scharfer Speere auf zu den Burgonden schoss! (2137)
Irnfried der K?hne lief den Spielmann an,
Daher er gro?en Schaden von seiner Hand gewann:
Der edle Fiedelspieler den Landgrafen schlug
Durch den Helm den festen: Wohl war er grimmig genug. (2138)
Da schlug dem k?hnen Spielmann Irnfried einen Schlag,
Dass er des Panzers Ringe dem Helden zerbrach,
Und sich sein Harnisch f?rbte von Funken feuerrot:
Dennoch fiel der Landgraf von dem Spielmann in den Tod. (2139)
Zusammen waren Hagen und Hawart gekommen.
Da mochte Wunder schauen wer es wahrgenommen.
Die Schwerter fielen kr?ftig den Helden an der Hand:
Da musste Hawart sterben vor dem aus Burgondenland. (2140)
Die Th?ringer und D?nen sahn ihres Herren Tod:
Da hob sich vor dem Hause eine furchtbare Not;
Eh sie die T?r gewannen mit kraftreicher Hand,
Da ward noch verhauen mancher Helm und Schildesrand. (2141)
“Weichet,” sprach da Volker, “lasst sie zum Saale gehn;
Was sie im Sinne haben kann dennoch nicht geschehn.
Sie m?ssen all ersterben hier in kurzer Zeit:
Sie ernten mit dem Tode was ihnen Kriemhilde beut.” (2142)
Als die ?berm?tigen drangen in den Saal,
Da wurde manchem Helden das Haupt geneigt zu Tal,
Dass er ersterben musste von ihren starken Schl?gen.
Wohl stritt der k?hne Gernot, so tat auch Geiselher der Degen. (2143)
Tausend und Viere, die kamen in das Haus:
Da h?rte man erklingen den hellen Schwertersaus.
Bald wurden doch die Recken alle drin erschlagen:
Man mochte gro?e Wunder von den Burgonden sagen. (2144)
Da gab es eine Stille, als der L?rm verscholl!
Das Blut allenthalben durch die L?cken quoll
Zu den Rinnsteinen von den toten Degen:
Das taten die vom Rheine mit ihren kr?ftigen Schl?gen. (2145)
Da sa?en wieder ruhend die aus Burgondenland;
Sie legten mit den Waffen die Schilde von der Hand.
Da stand noch vor dem Hause der k?hne Fiedelmann,
Erwartend ob noch jemand zum Streite z?ge heran. (2146)
Der K?nig klagte heftig, dazu die K?nigin;
M?gdelein und Frauen h?rmten sich den Sinn.
Der Tod, w?hn ich, hatte sich wider sei verschworen;
Drum gingen durch die G?ste noch viel der Recken verloren. (2147)
36. Abenteuer
Wie die K?nigin den Saal verbrennen lie?
“Nun bindet ab die Helme;” sprach Hagen der Degen,
“Ich und mein Geselle der Wache wollen pflegen:
Versuchen es noch einmal die in Etzels Bann,
So warn ich meine Herren so schnell als ich immer kann.” (2148)
Da band den Helm vom Haupte mancher Ritter gut;
Sie setzten auf die Wunden sich nieder, die ins Blut
Waren zum Tode von ihrer Hand gekommen:
Da ward der edeln G?ste mit Erbittrung wahrgenommen. (2149)
Noch vor dem Abend schuf der K?nig hehr
Und Kriemhild die K?nigin, dass es der Helden mehr
Von Heunland noch versuchten; man sah vor ihnen stehn
Wohl noch zwanzigtausend: Die mussten nun zum Streite gehn. (2150)
Da hob ein hartes St?rmen auf zu den G?sten an.
Dankwart, Hagens Bruder, dieser schnelle Mann,
Sprang von seinen Herren zu den Feinden vor die T?r:
Man w?hnt', er sei erstorben, doch kam er heil noch hinf?r. (2151)
Das harte Streiten w?hrte bis es die Nacht benahm.
Da wehrten sich die G?ste wie Helden lobesam
Wider Etzels Recken den sommerlangen Tag:
Hei! Wie da vor ihnen manch guter Degen erlag! (2152)
Zu einer Sonnenwende geschah der gro?e Mord:
Ihres Herzens Jammer r?chte Kriemhild dort
An ihren n?chsten Freunden und noch an manchem Mann,
Wodurch der K?nig Etzel nie wieder Freude gewann. (2153)
* Sie hatte nicht gesonnnen auf solche M?rderschlacht:
Als sie den Streit begonnen hatte sie gedacht,
Hagen sollt alleine dabei sein Ende sehn;
Da schuf der b?se Teufel, ?ber alle musst es ergehn. (2154)
Der Tag war zerronnen; ihnen schuf die Sorge Not.
Sie gedachten, wie doch besser w?r ein kurzer Tod
Als sich so lang zu qu?len in ungef?gem Leid:
Da w?nschten einen Frieden die stolzen Ritter allbereit. (2155)
Sie hatten, dass der K?nig zu ihnen w?rd gebracht.
Die Helden, rot von Blute, schwarz von der Eisentracht,
Traten aus dem Hause und die drei K?nge hehr.
Sie wussten nicht, wem klagen ihres gro?en Leids Beschwer. (2156)
Etzel und Kriemhilde, die kamen beide hek;
Das Land war ihnen eigen, drum mehrte sich ihr Heer.
Er sprach zu den G?sten: “Sprecht, was begehrt ihr mein?
Wollt ihr Frieden haben? Das k?nnte nun schwerlich sein (2157)
Nach so gro?em Schaden als ihr mir habt getan.
Ihr sollt es nicht genie?en so lang ich atmen kann:
Mein Kind, das ihr erschluget und viel der Freunde mein;
Frieden und S?hne soll euch daf?r geweigert sein.” (2158)
Antwort gab ihm Gunther: “Uns zwang die gro?e Not;
All mein Gesinde lag von dem deinen tot
An der Herberge: Verdient ich solchen Sold?
Ich kam zu dir auf Treue und w?hnte, du w?rst mir hold.” (2159)
Da sprach von Burgonden Geiselher das Kind:
“Ihr Helden K?nig Etzels, die noch am Leben sind,
Wes zeiht ihr mich, ihr Recken? Was hat ich euch getan,
Der ich die Fahrt so g?tlich zu diesem Lande begann?” (2160)
Sie sprachen: “Deiner G?te ist all die Veste voll
Mit Jammer, gleich dem Lande; wir g?nnten dir es wohl,
W?rst du nie gekommen von Wormes ?berrhein:
Durch dich ist ganz verwaiset das Land und durch die Br?der dein.” (2161)
Da sprach zu dem K?nige Gernot der Degen gut:
“So soll euch Gott gebieten, dass ihr die Lieb uns tut:
Erschlagt uns Heimatlose, und lasst uns zu euch gehn
Hinunter ins Freie, gewiss, das w?rd euch l?blich stehn. (2162)
“Was uns geschehn k?nne, das lasst bald ergehn:
Ihr habt so viel Gesunde, die d?rfen uns bestehn
Und geben uns vom Streite M?den leicht den Tod:
Wie lange sollen wir Recken bleiben in so grimmer Not?” (2163)
Von K?nig Etzels Recken w?r es fast geschehn,
Dass sie die Helden lie?en vor den Pallas gehn.
Als das Kriemhild h?rte, es war ihr grimmig leid;
Da war den Heimatlosen mit Nichten Friede bereit. (2164)
“Nicht doch, ziere Recken, worauf euch sinnt der Mut,
Ich will euch treulich raten, dass ihr das nimmer tut,
Dass ihr die Mordgiergen lasst vor den Saal;
Sonst m?ssen eure Freunde vor ihnen sterben zumal. (2165)
Und lebten nur alleine die Utens S?hne sind,
Und k?men meine edeln Br?der an den Wind,
Dass sie die Panzer k?hlten, ihr alle w?rt verloren:
Es wurden k?hnre Degen noch nie auf Erden geboren.” (2166)
Da sprach der junge Geiselher: “Viel sch?ne Schwester mein,
Wie mocht ich mich versehn, dass du mich ?berrhein
Hieher geladen h?ttest zu so gro?er Not?
Wodurch wohl verdient' ich hier bei den Heunen den Tod? (2167)
Getreu war ich dir immer, tat Leid dir nimmermehr:
Ich ritt auch in dem Wahne zu diesem Hofe her,
Du w?rest mir gewogen, viel liebe Schwester mein.
Nun schenk uns deine Gnade: Es kann doch anders nicht sein.” (2168)
“Ich schenk euch keine Gnade, Ungnad ich selbst gewann:
Mir hat von Tronje Hagen so gro?es Leid getan
Daheim, und hier zu lande erschlug er mir mein Kind:
Sie sollens all entgelten, die mit euch hergekommen sind. (2169)
Wollt ihr mir aber Hagen allein zum Geisel geben,
So will ichs nicht versagen, dass ich euch lasse leben,
Denn eure Schwester bin ich, der gleichen Mutter Kind:
So red ich um die S?hne mit den Helden, die hier sind.” (2170)
“Verh?t es Gott vom Himmel,” sprach da Gernot,
“Und w?ren unser tausend, wir wollten alle tot
Vor deinen Freunden liegen eh wir den einen Mann
Dir als Geisel g?ben: Das wird nimmer getan.” (2171)
“Wir m?ssen doch ersterben,” sprach da Geiselher,
“So soll uns niemand scheiden von ritterlicher Wehr.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123
Doch traf Iring Hagnen durch des Helmes Hut:
Das tat der Held mit Maske; das war eine Waffe gut. (2118)
Als der grimme Hagen die Wand an sich empfand,
Ihm schwenkte sich gewaltig das Schwert in seiner Hand.
Da musste vor ihm weichen der Held in Hawarts Bann;
Hagen ihm die Stiege hinab zu folgen begann. (2119)
?bers Haupt den Schildrand der k?hne Iring schwang;
Und w?r dieselbe Stiege drei solcher Stiegen lang,
Derweile lie? ihn Hagen nicht schlagen einen Schlag:
Wie mancher rote Funke da auf seinem Helme lag! (2120)
Wieder zu den seinen kam Iring gesund.
Da wurde diese M?re bald Kriemhilden kund,
Was er im Streit dem Hagen von Tronje angetan;
Daf?r die K?nigstochter ihm sehr zu danken begann: (2121)
“Das lohne Gott dir, Iring, erlauchter Degen gut,
Du hast mir wohl getr?stet das Herz und auch den Mut:
Nun seh ich blutger?tet Hagens R?stgewand!”
Kriemhilde nahm vor Freuden ihm selbst den Schild aus der Hand. (2122)
“Ihr m?gt ihm m??ig danken;” sprach Hagen dagegen,
“Es nochmals zu versuchen ziemte wohl dem Degen,
Und k?m er dann zur?cke, er w?r ein k?hner Mann.
Die Wunde frommt euch wenig, die ich noch von ihm gewann. (2123)
“Dass ihr von meiner Wunde mir seht den Harnisch rot,
Das hat mich noch erbittert zu manches Mannes Tod;
Nun bin ich erst erz?rnet auf euch und manchen Mann:
Mir hat der Degen Iring gar wenig Schaden getan.” (2124)
Da stand dem Wind entgegen Iring von D?nenland;
Er k?hlte sich im Harnisch, den Helm er niederband.
Da priesen ihn die Leute f?r streitbar und gut;
Dar?ber trug der Markgraf nicht wenig hoch seinen Mut. (2125)
Da sprach Iring wieder: “Nun, Freunde, sollt ihr gehn
Und neue Waffen holen; ich will noch einmal sehn,
Ob ich bezwingen m?ge den ?berm?tgen Mann.”
Sein Schild war verhauen, einen bessern er gewann. (2126)
Gewaffnet ward der Recke bald in noch festre Wehr:
Er griff in seinem Zorne nach einem starken Speer,
Mit dem wollt er Hagnen zum andern Mal bestehn.
Darob ergrimmt' ihm Hagen, der k?hne Held ausersehn. (2127)
Nicht erwarten wollt ihn Hagen der Degen:
Mit Sch?ssen und mit Hieben lief er ihm entgegen
Die Steige bis zu Ende; zornig war sein Mut:
Da kam dem Degen Iring seine St?rke nicht zu gut. (2128)
Die schlugen durch die Schilde, dass es zu lohn begann
Mit feuerroten Winden. Der in Hawarts Bann
Ward von Hagens Schwerte da gar ?bel wund:
Durch Helm und Schildrand drang es, er ward nicht wieder gesund. (2129)
Als der Degen Iring der Wunde ward gewahr,
Deckt' er mit dem Schilde den Helm ganz und gar.
Ihn deuchte voll der Schaden, den er von ihm gewann;
Bald tat ihm aber gr??ern der Degen noch in Gunthers Bann. (2130)
Einen Wurfspie? Hagen vor seinen F??en sah;
Auf Iring den D?nen schoss der Degen da,
Dass ihm die Stange aus dem Haupte stand:
Der Recken Hagen hatt ihm ein grimmes Ende gesandt. (2131)
Iring musste wieder zu den D?nen fliehn.
Eh man dem Degen konnte den Helm vom Haupte ziehn
Und ihn vom Speer befreien, erschien ihm schon der Tod.
Da weinten seine Freunde, es zwang sie wahrhafte Not. (2132)
Da kam die K?nigstochter auch zu ihm heran:
Iring den starken hub sie zu klagen an;
Sie beweinte seine Wunden, es war ihr grimmig leid.
Da sprach vor seinen Freunden dieser Recke k?hn im Streit: (2133)
“Lasst die Klage bleiben, viel hehre K?nigin.
Was hilft eurer Weinen? Mein Leben muss dahin
Schwinden aus den Wunden, die an mir offen stehn:
Der Tod will mich nicht l?nger euch und Etzeln dienen sehn.” (2134)
Zu Th?ringern und D?nen sprach er hingewandt:
“Die Gaben, so die K?nigin euch beut, soll eure Hand
Nicht zu erwerben trachten, ihr lichtes Gold so rot:
Und besteht ihr Hagen, so m?sst ihr schauen den Tod.” (2135)
Seine Farbe war erblichen, des Todes Zeichen trug
Iring der k?hne; ihnen war es leid genug.
Er konnte nicht gefunden der Held in Hawarts Lehn:
Da musst es an ein Streiten von den D?nenhelden gehn. (2136)
Irnfried und Hawart sprangen vor den Saal
Wohl mit tausend Helden: einen ungest?men Schall
Vernahm man allenthalben, kr?ftig und gro?.
Hei! Was man scharfer Speere auf zu den Burgonden schoss! (2137)
Irnfried der K?hne lief den Spielmann an,
Daher er gro?en Schaden von seiner Hand gewann:
Der edle Fiedelspieler den Landgrafen schlug
Durch den Helm den festen: Wohl war er grimmig genug. (2138)
Da schlug dem k?hnen Spielmann Irnfried einen Schlag,
Dass er des Panzers Ringe dem Helden zerbrach,
Und sich sein Harnisch f?rbte von Funken feuerrot:
Dennoch fiel der Landgraf von dem Spielmann in den Tod. (2139)
Zusammen waren Hagen und Hawart gekommen.
Da mochte Wunder schauen wer es wahrgenommen.
Die Schwerter fielen kr?ftig den Helden an der Hand:
Da musste Hawart sterben vor dem aus Burgondenland. (2140)
Die Th?ringer und D?nen sahn ihres Herren Tod:
Da hob sich vor dem Hause eine furchtbare Not;
Eh sie die T?r gewannen mit kraftreicher Hand,
Da ward noch verhauen mancher Helm und Schildesrand. (2141)
“Weichet,” sprach da Volker, “lasst sie zum Saale gehn;
Was sie im Sinne haben kann dennoch nicht geschehn.
Sie m?ssen all ersterben hier in kurzer Zeit:
Sie ernten mit dem Tode was ihnen Kriemhilde beut.” (2142)
Als die ?berm?tigen drangen in den Saal,
Da wurde manchem Helden das Haupt geneigt zu Tal,
Dass er ersterben musste von ihren starken Schl?gen.
Wohl stritt der k?hne Gernot, so tat auch Geiselher der Degen. (2143)
Tausend und Viere, die kamen in das Haus:
Da h?rte man erklingen den hellen Schwertersaus.
Bald wurden doch die Recken alle drin erschlagen:
Man mochte gro?e Wunder von den Burgonden sagen. (2144)
Da gab es eine Stille, als der L?rm verscholl!
Das Blut allenthalben durch die L?cken quoll
Zu den Rinnsteinen von den toten Degen:
Das taten die vom Rheine mit ihren kr?ftigen Schl?gen. (2145)
Da sa?en wieder ruhend die aus Burgondenland;
Sie legten mit den Waffen die Schilde von der Hand.
Da stand noch vor dem Hause der k?hne Fiedelmann,
Erwartend ob noch jemand zum Streite z?ge heran. (2146)
Der K?nig klagte heftig, dazu die K?nigin;
M?gdelein und Frauen h?rmten sich den Sinn.
Der Tod, w?hn ich, hatte sich wider sei verschworen;
Drum gingen durch die G?ste noch viel der Recken verloren. (2147)
36. Abenteuer
Wie die K?nigin den Saal verbrennen lie?
“Nun bindet ab die Helme;” sprach Hagen der Degen,
“Ich und mein Geselle der Wache wollen pflegen:
Versuchen es noch einmal die in Etzels Bann,
So warn ich meine Herren so schnell als ich immer kann.” (2148)
Da band den Helm vom Haupte mancher Ritter gut;
Sie setzten auf die Wunden sich nieder, die ins Blut
Waren zum Tode von ihrer Hand gekommen:
Da ward der edeln G?ste mit Erbittrung wahrgenommen. (2149)
Noch vor dem Abend schuf der K?nig hehr
Und Kriemhild die K?nigin, dass es der Helden mehr
Von Heunland noch versuchten; man sah vor ihnen stehn
Wohl noch zwanzigtausend: Die mussten nun zum Streite gehn. (2150)
Da hob ein hartes St?rmen auf zu den G?sten an.
Dankwart, Hagens Bruder, dieser schnelle Mann,
Sprang von seinen Herren zu den Feinden vor die T?r:
Man w?hnt', er sei erstorben, doch kam er heil noch hinf?r. (2151)
Das harte Streiten w?hrte bis es die Nacht benahm.
Da wehrten sich die G?ste wie Helden lobesam
Wider Etzels Recken den sommerlangen Tag:
Hei! Wie da vor ihnen manch guter Degen erlag! (2152)
Zu einer Sonnenwende geschah der gro?e Mord:
Ihres Herzens Jammer r?chte Kriemhild dort
An ihren n?chsten Freunden und noch an manchem Mann,
Wodurch der K?nig Etzel nie wieder Freude gewann. (2153)
* Sie hatte nicht gesonnnen auf solche M?rderschlacht:
Als sie den Streit begonnen hatte sie gedacht,
Hagen sollt alleine dabei sein Ende sehn;
Da schuf der b?se Teufel, ?ber alle musst es ergehn. (2154)
Der Tag war zerronnen; ihnen schuf die Sorge Not.
Sie gedachten, wie doch besser w?r ein kurzer Tod
Als sich so lang zu qu?len in ungef?gem Leid:
Da w?nschten einen Frieden die stolzen Ritter allbereit. (2155)
Sie hatten, dass der K?nig zu ihnen w?rd gebracht.
Die Helden, rot von Blute, schwarz von der Eisentracht,
Traten aus dem Hause und die drei K?nge hehr.
Sie wussten nicht, wem klagen ihres gro?en Leids Beschwer. (2156)
Etzel und Kriemhilde, die kamen beide hek;
Das Land war ihnen eigen, drum mehrte sich ihr Heer.
Er sprach zu den G?sten: “Sprecht, was begehrt ihr mein?
Wollt ihr Frieden haben? Das k?nnte nun schwerlich sein (2157)
Nach so gro?em Schaden als ihr mir habt getan.
Ihr sollt es nicht genie?en so lang ich atmen kann:
Mein Kind, das ihr erschluget und viel der Freunde mein;
Frieden und S?hne soll euch daf?r geweigert sein.” (2158)
Antwort gab ihm Gunther: “Uns zwang die gro?e Not;
All mein Gesinde lag von dem deinen tot
An der Herberge: Verdient ich solchen Sold?
Ich kam zu dir auf Treue und w?hnte, du w?rst mir hold.” (2159)
Da sprach von Burgonden Geiselher das Kind:
“Ihr Helden K?nig Etzels, die noch am Leben sind,
Wes zeiht ihr mich, ihr Recken? Was hat ich euch getan,
Der ich die Fahrt so g?tlich zu diesem Lande begann?” (2160)
Sie sprachen: “Deiner G?te ist all die Veste voll
Mit Jammer, gleich dem Lande; wir g?nnten dir es wohl,
W?rst du nie gekommen von Wormes ?berrhein:
Durch dich ist ganz verwaiset das Land und durch die Br?der dein.” (2161)
Da sprach zu dem K?nige Gernot der Degen gut:
“So soll euch Gott gebieten, dass ihr die Lieb uns tut:
Erschlagt uns Heimatlose, und lasst uns zu euch gehn
Hinunter ins Freie, gewiss, das w?rd euch l?blich stehn. (2162)
“Was uns geschehn k?nne, das lasst bald ergehn:
Ihr habt so viel Gesunde, die d?rfen uns bestehn
Und geben uns vom Streite M?den leicht den Tod:
Wie lange sollen wir Recken bleiben in so grimmer Not?” (2163)
Von K?nig Etzels Recken w?r es fast geschehn,
Dass sie die Helden lie?en vor den Pallas gehn.
Als das Kriemhild h?rte, es war ihr grimmig leid;
Da war den Heimatlosen mit Nichten Friede bereit. (2164)
“Nicht doch, ziere Recken, worauf euch sinnt der Mut,
Ich will euch treulich raten, dass ihr das nimmer tut,
Dass ihr die Mordgiergen lasst vor den Saal;
Sonst m?ssen eure Freunde vor ihnen sterben zumal. (2165)
Und lebten nur alleine die Utens S?hne sind,
Und k?men meine edeln Br?der an den Wind,
Dass sie die Panzer k?hlten, ihr alle w?rt verloren:
Es wurden k?hnre Degen noch nie auf Erden geboren.” (2166)
Da sprach der junge Geiselher: “Viel sch?ne Schwester mein,
Wie mocht ich mich versehn, dass du mich ?berrhein
Hieher geladen h?ttest zu so gro?er Not?
Wodurch wohl verdient' ich hier bei den Heunen den Tod? (2167)
Getreu war ich dir immer, tat Leid dir nimmermehr:
Ich ritt auch in dem Wahne zu diesem Hofe her,
Du w?rest mir gewogen, viel liebe Schwester mein.
Nun schenk uns deine Gnade: Es kann doch anders nicht sein.” (2168)
“Ich schenk euch keine Gnade, Ungnad ich selbst gewann:
Mir hat von Tronje Hagen so gro?es Leid getan
Daheim, und hier zu lande erschlug er mir mein Kind:
Sie sollens all entgelten, die mit euch hergekommen sind. (2169)
Wollt ihr mir aber Hagen allein zum Geisel geben,
So will ichs nicht versagen, dass ich euch lasse leben,
Denn eure Schwester bin ich, der gleichen Mutter Kind:
So red ich um die S?hne mit den Helden, die hier sind.” (2170)
“Verh?t es Gott vom Himmel,” sprach da Gernot,
“Und w?ren unser tausend, wir wollten alle tot
Vor deinen Freunden liegen eh wir den einen Mann
Dir als Geisel g?ben: Das wird nimmer getan.” (2171)
“Wir m?ssen doch ersterben,” sprach da Geiselher,
“So soll uns niemand scheiden von ritterlicher Wehr.
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