rmig gegen den Rand des Bildes verging. Allm?hlich umgab dieses Spiel des Schattens den Kopf wie ein Schmuck oder eine hohe Auszeichnung. Um die Figur der Gerechtigkeit aber blieb es bis auf eine unmerkliche T?nung hell, in dieser Helligkeit schien die Figur besonders vorzudringen, sie erinnerte kaum mehr an die G?ttin der Gerechtigkeit, aber auch nicht an die des Sieges, sie sah jetzt vielmehr vollkommen wie die G?ttin der Jagd aus. Die Arbeit des Malers zog K. mehr an, als er wollte; schlie?lich aber machte er sich doch Vorw?rfe, da? er so lange schon hier war und im Grunde noch nichts f?r seine eigene Sache unternommen hatte. »Wie hei?t dieser Richter?« fragte er pl?tzlich. »Das darf ich nicht sagen«, antwortete der Maler, er war tief zum Bild hinabgebeugt und vernachl?ssigte deutlich seinen Gast, den er doch zuerst so r?cksichtsvoll empfangen hatte. K. hielt das f?r eine Laune und ?rgerte sich dar?ber, weil er dadurch Zeit verlor. »Sie sind wohl ein Vertrauensmann des Gerichtes?« fragte er. Sofort legte der Maler die Stifte beiseite, richtete sich auf, rieb die H?nde aneinander und sah K. l?chelnd an. »Nur immer gleich mit der Wahrheit heraus«, sagte er, »Sie wollen etwas ?ber das Gericht erfahren, wie es ja auch in Ihrem Empfehlungsschreiben steht, und haben zun?chst ?ber meine Bilder gesprochen, um mich zu gewinnen. Aber ich nehme das nicht ?bel, Sie konnten ja nicht wissen, da? das bei mir unangebracht ist. Oh, bitte!« sagte er scharf abwehrend, als K. etwas einwenden wollte. Und fuhr dann fort: »Im ?brigen haben Sie mit Ihrer Bemerkung vollst?ndig recht, ich bin ein Vertrauensmann des Gerichtes.« Er machte eine Pause, als wolle er K. Zeit lassen, sich mit dieser Tatsache abzufinden. Man h?rte jetzt wieder hinter der T?r die M?dchen. Sie dr?ngten sich wahrscheinlich um das Schl?sselloch, vielleicht konnte man auch durch die Ritzen ins Zimmer hineinsehen. K. unterlie? es, sich irgendwie zu entschuldigen, denn er wollte den Maler nicht ablenken, wohl aber wollte er nicht, da? der Maler sich allzusehr ?berhebe und sich auf diese Weise gewisserma?en unerreichbar mache, er fragte deshalb: »Ist das eine ?ffentlich anerkannte Stellung?« »Nein«, sagte der Maler kurz, als sei ihm dadurch die weitere Rede verschlagen. K. wollte ihn aber nicht verstummen lassen und sagte: »Nun, oft sind derartige nichtanerkannte Stellungen einflu?reicher als die anerkannten.« »Das ist eben bei mir der Fall«, sagte der Maler und nickte mit zusammengezogener Stirn. »Ich sprach gestern mit dem Fabrikanten ?ber Ihren Fall, er fragte mich, ob ich Ihnen nicht helfen wollte, ich antwortete: ›Der Mann kann ja einmal zu mir kommen‹, und nun freue ich mich, Sie so bald hier zu sehen. Die Sache scheint Ihnen ja sehr nahezugehen, wor?ber ich mich nat?rlich gar nicht wundere. Wollen Sie vielleicht zun?chst Ihren Rock ablegen?« Obwohl K. beabsichtigte, nur ganz kurze Zeit hierzubleiben, war ihm diese Aufforderung des Malers doch sehr willkommen. Die Luft im Zimmer war ihm allm?hlich dr?ckend geworden, ?fters hatte er schon verwundert auf einen kleinen, zweifellos nicht geheizten Eisenofen in der Ecke hingesehen, die Schw?le im Zimmer war unerkl?rlich. W?hrend er den Winterrock ablegte und auch noch den Rock aufkn?pfte, sagte der Maler, sich entschuldigend: »Ich mu? W?rme haben. Es ist hier doch sehr behaglich, nicht? Das Zimmer ist in dieser Hinsicht sehr gut gelegen.« K. sagte nichts dazu, aber es war eigentlich nicht die W?rme, die ihm Unbehagen machte, es war vielmehr die dumpfe, das Atmen fast behindernde Luft, das Zimmer war wohl schon lange nicht gel?ftet. Diese Unannehmlichkeit wurde f?r K. dadurch verst?rkt, da? ihn der Maler bat, sich auf das Bett zu setzen, w?hrend er selbst sich auf den einzigen Stuhl des Zimmers vor der Staffelei niedersetzte. Au?erdem schien es der Maler mi?zuverstehen, warum K. nur am Bettrand blieb, er bat vielmehr, K. m?chte es sich bequem machen und ging, da K. z?gerte, selbst hin und dr?ngte ihn tief in die Betten und Polster hinein. Dann kehrte er wieder zu seinem Sessel zur?ck und stellte endlich die erste sachliche Frage, die K. alles andere vergessen lie?. »Sie sind unschuldig?« fragte er. »Ja«, sagte K. Die Beantwortung dieser Frage machte ihm geradezu Freude, besonders da sie gegen?ber einem Privatmann, also ohne jede Verantwortung erfolgte. Noch niemand hatte ihn so offen gefragt. Um diese Freude auszukosten, f?gte er noch hinzu: »Ich bin vollst?ndig unschuldig.« »So«, sagte der Maler, senkte den Kopf und schien nachzudenken. Pl?tzlich hob er wieder den Kopf und sagte: »Wenn Sie unschuldig sind, dann ist ja die Sache sehr einfach.« K.s Blick tr?bte sich, dieser angebliche Vertrauensmann des Gerichtes redete wie ein unwissendes Kind. »Meine Unschuld vereinfacht die Sache nicht«, sagte K. Er mu?te trotz allem l?cheln und sch?ttelte langsam den Kopf. »Es kommt auf viele Feinheiten an, in denen sich das Gericht verliert. Zum Schlu? aber zieht es von irgendwoher, wo urspr?nglich gar nichts gewesen ist, eine gro?e Schuld hervor.« »Ja, ja gewi?«, sagte der Maler, als st?re K. unn?tigerweise seinen Gedankengang. »Sie sind aber doch unschuldig?« »Nun ja«, sagte K. »Das ist die Hauptsache«, sagte der Maler. Er war durch Gegengr?nde nicht zu beeinflussen, nur war es trotz seiner Entschiedenheit nicht klar, ob er aus ?berzeugung oder nur aus Gleichg?ltigkeit so redete. K. wollte das zun?chst feststellen und sagte deshalb: »Sie kennen ja gewi? das Gericht viel besser als ich, ich wei? nicht viel mehr, als was ich dar?ber, allerdings von ganz verschiedenen Leuten, geh?rt habe. Darin stimmten aber alle ?berein, da? leichtsinnige Anklagen nicht erhoben werden und da? das Gericht, wenn es einmal anklagt, fest von der Schuld des Angeklagten ?berzeugt ist und von dieser ?berzeugung nur schwer abgebracht werden kann.« »Schwer?« fragte der Maler und warf eine Hand in die H?he. »Niemals ist das Gericht davon abzubringen. Wenn ich hier alle Richter nebeneinander auf eine Leinwand male und Sie werden sich vor dieser Leinwand verteidigen, so werden Sie mehr Erfolg haben als vor dem wirklichen Gericht.« »Ja«, sagte K. f?r sich und verga?, da? er den Maler nur hatte ausforschen wollen.
Wieder begann ein M?dchen hinter der T?r zu fragen: »Titorelli, wird er denn nicht schon bald weggehen?« »Schweigt!« rief der Maler zur T?r hin, »seht ihr denn nicht, da? ich mit dem Herrn eine Besprechung habe?« Aber das M?dchen gab sich damit nicht zufrieden, sondern fragte: »Du wirst ihn malen?« Und als der Maler nicht antwortete, sagte sie noch: »Bitte, mal ihn nicht, einen so h??lichen Menschen.« Ein Durcheinander unverst?ndlicher zustimmender Zurufe folgte. Der Maler machte einen Sprung zur T?r, ?ffnete sie bis zu einem Spalt – man sah die bittend vorgestreckten, gefalteten H?nde der M?dchen – und sagte: »Wenn ihr nicht still seid, werfe ich euch alle die Treppe hinunter. Setzt euch hier auf die Stufen und verhaltet euch ruhig.« Wahrscheinlich folgten sie nicht gleich, so da? er kommandieren mu?te: »Nieder auf die Stufen!« Erst dann wurde es still.
»Verzeihen Sie«, sagte der Maler, als er zu K. wieder zur?ckkehrte. K. hatte sich kaum zur T?r hingewendet, er hatte es vollst?ndig dem Maler ?berlassen, ob und wie er ihn in Schutz nehmen wollte. Er machte auch jetzt kaum eine Bewegung, als sich der Maler zu ihm niederbeugte und ihm, um drau?en nicht geh?rt zu werden, ins Ohr fl?sterte: »Auch diese M?dchen geh?ren zum Gericht.« »Wie?« fragte K., wich mit dem Kopf zur Seite und sah den Maler an. Dieser aber setzte sich wieder auf seinen Sessel und sagte halb im Scherz, halb zur Erkl?rung: »Es geh?rt ja alles zum Gericht.« »Das habe ich noch nicht bemerkt«, sagte K. kurz, die allgemeine Bemerkung des Malers nahm dem Hinweis auf die M?dchen alles Beunruhigende. Trotzdem sah K. ein Weilchen lang zur T?r hin, hinter der die M?dchen jetzt still auf den Stufen sa?en. Nur eines hatte einen Strohhalm durch eine Ritze zwischen den Balken gesteckt und f?hrte ihn langsam auf und ab.
»Sie scheinen noch keinen ?berblick ?ber das Gericht zu haben«, sagte der Maler, er hatte die Beine weit auseinandergestreckt und klatschte mit den Fu?spitzen auf den Boden. »Da Sie aber unschuldig sind, werden Sie ihn auch nicht ben?tigen. Ich allein hole Sie heraus.« »Wie wollen Sie das tun?« fragte K. »Da Sie doch vor kurzem selbst gesagt haben, da? das Gericht f?r Beweisgr?nde vollst?ndig unzug?nglich ist.« »Unzug?nglich nur f?r Beweisgr?nde, die man vor dem Gericht vorbringt«, sagte der Maler und hob den Zeigefinger, als habe K. eine feine Unterscheidung nicht bemerkt. »Anders verh?lt es sich aber damit, was man in dieser Hinsicht hinter dem ?ffentlichen Gericht versucht, also in den Beratungszimmern, in den Korridoren oder zum Beispiel auch hier, im Atelier.« Was der Maler jetzt sagte, schien K. nicht mehr so unglaubw?rdig, es zeigte vielmehr eine gro?e ?bereinstimmung mit dem, was K. auch von anderen Leuten geh?rt hatte. Ja, es war sogar sehr hoffnungsvoll. Waren die Richter durch pers?nliche Beziehungen wirklich so leicht zu lenken, wie es der Advokat dargestellt hatte, dann waren die Beziehungen des Malers zu den eitlen Richtern besonders wichtig und jedenfalls keineswegs zu untersch?tzen. Dann f?gte sich der Maler sehr gut in den Kreis von Helfern, die K. allm?hlich um sich versammelte. Man hatte einmal in der Bank sein Organisationstalent ger?hmt, hier, wo er ganz allein auf sich gestellt war, zeigte sich eine gute Gelegenheit, es auf das ?u?erste zu erproben. Der Maler beobachtete die Wirkung, die seine Erkl?rung auf K. gemacht hatte und sagte dann mit einer gewissen ?ngstlichkeit: »F?llt es Ihnen nicht auf, da? ich fast wie ein Jurist spreche? Es ist der ununterbrochene Verkehr mit den Herren vom Gericht, der mich so beeinflu?t. Ich habe nat?rlich viel Gewinn davon, aber der k?nstlerische Schwung geht zum gro?en Teil verloren.« »Wie sind Sie denn zum erstenmal mit den Richtern in Verbindung gekommen?« fragte K., er wollte zuerst das Vertrauen des Malers gewinnen, bevor er ihn geradezu in seine Dienste nahm. »Das war sehr einfach«, sagte der Maler, »ich habe diese Verbindung geerbt. Schon mein Vater war Gerichtsmaler. Es ist das eine Stellung, die sich immer vererbt. Man kann daf?r neue Leute nicht brauchen. Es sind n?mlich f?r das Malen der verschiedenen Beamtengrade so verschiedene, vielfache und vor allem geheime Regeln aufgestellt, da? sie ?berhaupt nicht au?erhalb bestimmter Familien bekannt werden. Dort in der Schublade zum Beispiel habe ich die Aufzeichnungen meines Vaters, die ich niemandem zeige. Aber nur wer sie kennt, ist zum Malen von Richtern bef?higt. Jedoch, selbst wenn ich sie verl?re, blieben mir noch so viele Regeln, die ich allein in meinem Kopfe trage, da? mir niemand meine Stellung streitig machen k?nnte. Es will doch jeder Richter so gemalt werden, wie die alten, gro?en Richter gemalt worden sind, und das kann nur ich.« »Das ist beneidenswert«, sagte K., der an seine Stellung in der Bank dachte. »Ihre Stellung ist also unersch?tterlich?« »Ja, unersch?tterlich«, sagte der Maler und hob stolz die Achseln. »Deshalb kann ich es auch wagen, hier und da einem armen Manne, der einen Proze? hat, zu helfen.« »Und wie tun Sie das?« fragte K., als sei es nicht er, den der Maler soeben einen armen Mann genannt hatte. Der Maler aber lie? sich nicht ablenken, sondern sagte: »In Ihrem Fall zum Beispiel werde ich, da Sie vollst?ndig unschuldig sind, folgendes unternehmen.« Die wiederholte Erw?hnung seiner Unschuld wurde K. schon l?stig. Ihm schien es manchmal, als mache der Maler durch solche Bemerkungen einen g?nstigen Ausgang des Prozesses zur Voraussetzung seiner Hilfe, die dadurch nat?rlich in sich selbst zusammenfiel. Trotz diesen Zweifeln bezwang sich aber K. und unterbrach den Maler nicht. Verzichten wollte er auf die Hilfe des Malers nicht, dazu war er entschlossen, auch schien ihm diese Hilfe durchaus nicht fragw?
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Wieder begann ein M?dchen hinter der T?r zu fragen: »Titorelli, wird er denn nicht schon bald weggehen?« »Schweigt!« rief der Maler zur T?r hin, »seht ihr denn nicht, da? ich mit dem Herrn eine Besprechung habe?« Aber das M?dchen gab sich damit nicht zufrieden, sondern fragte: »Du wirst ihn malen?« Und als der Maler nicht antwortete, sagte sie noch: »Bitte, mal ihn nicht, einen so h??lichen Menschen.« Ein Durcheinander unverst?ndlicher zustimmender Zurufe folgte. Der Maler machte einen Sprung zur T?r, ?ffnete sie bis zu einem Spalt – man sah die bittend vorgestreckten, gefalteten H?nde der M?dchen – und sagte: »Wenn ihr nicht still seid, werfe ich euch alle die Treppe hinunter. Setzt euch hier auf die Stufen und verhaltet euch ruhig.« Wahrscheinlich folgten sie nicht gleich, so da? er kommandieren mu?te: »Nieder auf die Stufen!« Erst dann wurde es still.
»Verzeihen Sie«, sagte der Maler, als er zu K. wieder zur?ckkehrte. K. hatte sich kaum zur T?r hingewendet, er hatte es vollst?ndig dem Maler ?berlassen, ob und wie er ihn in Schutz nehmen wollte. Er machte auch jetzt kaum eine Bewegung, als sich der Maler zu ihm niederbeugte und ihm, um drau?en nicht geh?rt zu werden, ins Ohr fl?sterte: »Auch diese M?dchen geh?ren zum Gericht.« »Wie?« fragte K., wich mit dem Kopf zur Seite und sah den Maler an. Dieser aber setzte sich wieder auf seinen Sessel und sagte halb im Scherz, halb zur Erkl?rung: »Es geh?rt ja alles zum Gericht.« »Das habe ich noch nicht bemerkt«, sagte K. kurz, die allgemeine Bemerkung des Malers nahm dem Hinweis auf die M?dchen alles Beunruhigende. Trotzdem sah K. ein Weilchen lang zur T?r hin, hinter der die M?dchen jetzt still auf den Stufen sa?en. Nur eines hatte einen Strohhalm durch eine Ritze zwischen den Balken gesteckt und f?hrte ihn langsam auf und ab.
»Sie scheinen noch keinen ?berblick ?ber das Gericht zu haben«, sagte der Maler, er hatte die Beine weit auseinandergestreckt und klatschte mit den Fu?spitzen auf den Boden. »Da Sie aber unschuldig sind, werden Sie ihn auch nicht ben?tigen. Ich allein hole Sie heraus.« »Wie wollen Sie das tun?« fragte K. »Da Sie doch vor kurzem selbst gesagt haben, da? das Gericht f?r Beweisgr?nde vollst?ndig unzug?nglich ist.« »Unzug?nglich nur f?r Beweisgr?nde, die man vor dem Gericht vorbringt«, sagte der Maler und hob den Zeigefinger, als habe K. eine feine Unterscheidung nicht bemerkt. »Anders verh?lt es sich aber damit, was man in dieser Hinsicht hinter dem ?ffentlichen Gericht versucht, also in den Beratungszimmern, in den Korridoren oder zum Beispiel auch hier, im Atelier.« Was der Maler jetzt sagte, schien K. nicht mehr so unglaubw?rdig, es zeigte vielmehr eine gro?e ?bereinstimmung mit dem, was K. auch von anderen Leuten geh?rt hatte. Ja, es war sogar sehr hoffnungsvoll. Waren die Richter durch pers?nliche Beziehungen wirklich so leicht zu lenken, wie es der Advokat dargestellt hatte, dann waren die Beziehungen des Malers zu den eitlen Richtern besonders wichtig und jedenfalls keineswegs zu untersch?tzen. Dann f?gte sich der Maler sehr gut in den Kreis von Helfern, die K. allm?hlich um sich versammelte. Man hatte einmal in der Bank sein Organisationstalent ger?hmt, hier, wo er ganz allein auf sich gestellt war, zeigte sich eine gute Gelegenheit, es auf das ?u?erste zu erproben. Der Maler beobachtete die Wirkung, die seine Erkl?rung auf K. gemacht hatte und sagte dann mit einer gewissen ?ngstlichkeit: »F?llt es Ihnen nicht auf, da? ich fast wie ein Jurist spreche? Es ist der ununterbrochene Verkehr mit den Herren vom Gericht, der mich so beeinflu?t. Ich habe nat?rlich viel Gewinn davon, aber der k?nstlerische Schwung geht zum gro?en Teil verloren.« »Wie sind Sie denn zum erstenmal mit den Richtern in Verbindung gekommen?« fragte K., er wollte zuerst das Vertrauen des Malers gewinnen, bevor er ihn geradezu in seine Dienste nahm. »Das war sehr einfach«, sagte der Maler, »ich habe diese Verbindung geerbt. Schon mein Vater war Gerichtsmaler. Es ist das eine Stellung, die sich immer vererbt. Man kann daf?r neue Leute nicht brauchen. Es sind n?mlich f?r das Malen der verschiedenen Beamtengrade so verschiedene, vielfache und vor allem geheime Regeln aufgestellt, da? sie ?berhaupt nicht au?erhalb bestimmter Familien bekannt werden. Dort in der Schublade zum Beispiel habe ich die Aufzeichnungen meines Vaters, die ich niemandem zeige. Aber nur wer sie kennt, ist zum Malen von Richtern bef?higt. Jedoch, selbst wenn ich sie verl?re, blieben mir noch so viele Regeln, die ich allein in meinem Kopfe trage, da? mir niemand meine Stellung streitig machen k?nnte. Es will doch jeder Richter so gemalt werden, wie die alten, gro?en Richter gemalt worden sind, und das kann nur ich.« »Das ist beneidenswert«, sagte K., der an seine Stellung in der Bank dachte. »Ihre Stellung ist also unersch?tterlich?« »Ja, unersch?tterlich«, sagte der Maler und hob stolz die Achseln. »Deshalb kann ich es auch wagen, hier und da einem armen Manne, der einen Proze? hat, zu helfen.« »Und wie tun Sie das?« fragte K., als sei es nicht er, den der Maler soeben einen armen Mann genannt hatte. Der Maler aber lie? sich nicht ablenken, sondern sagte: »In Ihrem Fall zum Beispiel werde ich, da Sie vollst?ndig unschuldig sind, folgendes unternehmen.« Die wiederholte Erw?hnung seiner Unschuld wurde K. schon l?stig. Ihm schien es manchmal, als mache der Maler durch solche Bemerkungen einen g?nstigen Ausgang des Prozesses zur Voraussetzung seiner Hilfe, die dadurch nat?rlich in sich selbst zusammenfiel. Trotz diesen Zweifeln bezwang sich aber K. und unterbrach den Maler nicht. Verzichten wollte er auf die Hilfe des Malers nicht, dazu war er entschlossen, auch schien ihm diese Hilfe durchaus nicht fragw?
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