ТВОРЧЕСТВО

ПОЗНАНИЕ

А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

« und ging fast drohend, als sei der Herr die Krankheit, auf ihn zu. »Man hat schon ge?ffnet«, sagte der Herr, zeigte auf die T?r des Advokaten, raffte seinen Schlafrock zusammen und verschwand. Die T?r war wirklich ge?ffnet worden, ein junges M?dchen – K. erkannte die dunklen, ein wenig hervorgew?lzten Augen wieder – stand in langer, wei?er Sch?rze im Vorzimmer und hielt eine Kerze in der Hand. »N?chstens ?ffnen Sie fr?her!« sagte der Onkel statt einer Begr??ung, w?hrend das M?dchen einen kleinen Knicks machte. »Komm, Josef«, sagte er dann zu K., der sich langsam an dem M?dchen vor?berschob. »Der Herr Advokat ist krank«, sagte das M?dchen, da der Onkel, ohne sich aufzuhalten, auf eine T?r zueilte. K. staunte das M?dchen noch an, w?hrend es sich schon umgedreht hatte, um die Wohnungst?r wieder zu versperren, es hatte ein puppenf?rmiges gerundetes Gesicht, nicht nur die bleichen Wangen und das Kinn verliefen rund, auch die Schl?fen und die Stirnr?nder. »Josef!« rief der Onkel wieder, und das M?dchen fragte er: »Es ist das Herzleiden?« »Ich glaube wohl«, sagte das M?dchen, es hatte Zeit gefunden, mit der Kerze voranzugehen und die Zimmert?r zu ?ffnen. In einem Winkel des Zimmers, wohin das Kerzenlicht noch nicht drang, erhob sich im Bett ein Gesicht mit langem Bart. »Leni, wer kommt denn?« fragte der Advokat, der, durch die Kerze geblendet, die G?ste nicht erkannte. »Albert, dein alter Freund ist es«, sagte der Onkel. »Ach, Albert«, sagte der Advokat und lie? sich auf die Kissen zur?ckfallen, als bed?rfe es diesem Besuch gegen?ber keiner Verstellung. »Steht es wirklich so schlecht?« fragte der Onkel und setzte sich auf den Bettrand. »Ich glaube es nicht. Es ist ein Anfall deines Herzleidens und wird vor?bergehen wie die fr?heren.« »M?glich«, sagte der Advokat leise, »es ist aber ?rger, als es jemals gewesen ist. Ich atme schwer, schlafe gar nicht und verliere t?glich an Kraft.« »So«, sagte der Onkel und dr?ckte den Panamahut mit seiner gro?en Hand fest aufs Knie. »Das sind schlechte Nachrichten. Hast du ?brigens die richtige Pflege? Es ist auch so traurig hier, so dunkel. Es ist schon lange her, seit ich zum letztenmal hier war, damals schien es mir freundlicher. Auch dein kleines Fr?ulein hier scheint nicht sehr lustig, oder sie verstellt sich.« Das M?dchen stand noch immer mit der Kerze nahe bei der T?r; soweit ihr unbestimmter Blick erkennen lie?, sah sie eher K. an als den Onkel, selbst als dieser jetzt von ihr sprach. K. lehnte an einem Sessel, den er in die N?he des M?dchens geschoben hatte. »Wenn man so krank ist wie ich«, sagte der Advokat, »mu? man Ruhe haben. Mir ist es nicht traurig.« Nach einer kleinen Pause f?gte er hinzu: »Und Leni pflegt mich gut, sie ist brav.« Den Onkel konnte das aber nicht ?berzeugen, er war sichtlich gegen die Pflegerin voreingenommen, und wenn er auch dem Kranken nichts entgegnete, so verfolgte er doch die Pflegerin mit strengen Blicken, als sie jetzt zum Bett hinging, die Kerze auf das Nachttischchen stellte, sich ?ber den Kranken hinbeugte und beim Ordnen der Kissen mit ihm fl?sterte. Er verga? fast die R?cksicht auf den Kranken, stand auf, ging hinter der Pflegerin hin und her, und K. h?tte es nicht gewundert, wenn er sie hinten an den R?cken erfa?t und vom Bett fortgezogen h?tte. K. selbst sah allem ruhig zu, die Krankheit des Advokaten war ihm sogar nicht ganz unwillkommen, dem Eifer, den der Onkel f?r seine Sache entwickelt hatte, hatte er sich nicht entgegenstellen k?nnen, die Ablenkung, die dieser Eifer jetzt ohne sein Zutun erfuhr, nahm er gerne hin. Da sagte der Onkel, vielleicht nur in der Absicht, die Pflegerin zu beleidigen: »Fr?ulein, bitte, lassen Sie uns ein Weilchen allein, ich habe mit meinem Freund eine pers?nliche Angelegenheit zu besprechen.« Die Pflegerin, die noch weit ?ber den Kranken hingebeugt war und gerade das Leintuch an der Wand gl?ttete, wendete nur den Kopf und sagte sehr ruhig, was einen auffallenden Unterschied zu den vor Wut stockenden und dann wieder ?berflie?enden Reden des Onkels bildete: »Sie sehen, der Herr ist so krank, er kann keine Angelegenheiten besprechen.« Sie hatte die Worte des Onkels wahrscheinlich nur aus Bequemlichkeit wiederholt, immerhin konnte es selbst von einem Unbeteiligten als sp?ttisch aufgefa?t werden, der Onkel aber fuhr nat?rlich wie ein Gestochener auf. »Du Verdammte«, sagte er im ersten Gurgeln der Aufregung noch ziemlich unverst?ndlich, K. erschrak, obwohl er etwas ?hnliches erwartet hatte, und lief auf den Onkel zu, mit der bestimmten Absicht, ihm mit beiden H?nden den Mund zu schlie?en. Gl?cklicherweise erhob sich aber hinter dem M?dchen der Kranke, der Onkel machte ein finsteres Gesicht, als schlucke er etwas Abscheuliches hinunter, und sagte dann ruhiger: »Wir haben nat?rlich auch noch den Verstand nicht verloren; w?re das, was ich verlange, nicht m?glich, w?rde ich es nicht verlangen. Bitte, gehen Sie jetzt!« Die Pflegerin stand aufgerichtet am Bett, dem Onkel voll zugewendet, mit der einen Hand streichelte sie, wie K. zu bemerken glaubte, die Hand des Advokaten. »Du kannst vor Leni alles sagen«, sagte der Kranke, zweifellos im Ton einer dringenden Bitte. »Es betrifft mich nicht«, sagte der Onkel, »es ist nicht mein Geheimnis.« Und er drehte sich um, als gedenke er in keine Verhandlungen mehr einzugehen, gebe aber noch eine kleine Bedenkzeit. »Wen betrifft es denn?« fragte der Advokat mit erl?schender Stimme und legte sich wieder zur?ck. »Meinen Neffen«, sagte der Onkel, »ich habe ihn auch mitgebracht.« Und er stellte vor: »Prokurist Josef K.« »Oh«, sagte der Kranke viel lebhafter und streckte K. die Hand entgegen, »verzeihen Sie, ich habe Sie gar nicht bemerkt. Geh, Leni«, sagte er dann zu der Pflegerin, die sich auch gar nicht mehr wehrte, und reichte ihr die Hand, als gelte es einen Abschied f?r lange Zeit. »Du bist also«, sagte er endlich zum Onkel, der, auch vers?hnt, n?hergetreten war, »nicht gekommen, mir einen Krankenbesuch zu machen, sondern du kommst in Gesch?ften.« Es war, als h?tte die Vorstellung eines Krankenbesuchs den Advokaten bisher gel?hmt, so gekr?ftigt sah er jetzt aus, blieb st?ndig auf einem Ellbogen aufgest?tzt, was ziemlich anstrengend sein mu?te, und zog immer wieder an einem Bartstrahn in der Mitte seines Bartes. »Du siehst schon viel ges?nder aus«, sagte der Onkel, »seit diese Hexe drau?en ist.« Er unterbrach sich, fl?sterte: »Ich wette, da? sie horcht!« und er sprang zur T?r. Aber hinter der T?r war niemand, der Onkel kam zur?ck, nicht entt?uscht, denn ihr Nichthorchen erschien ihm als eine noch gr??ere Bosheit, wohl aber verbittert: »Du verkennst sie«, sagte der Advokat, ohne die Pflegerin weiter in Schutz zu nehmen; vielleicht wollte er damit ausdr?cken, da? sie nicht schutzbed?rftig sei. Aber in viel teilnehmenderem Tone fuhr er fort: »Was die Angelegenheit deines Herrn Neffen betrifft, so w?rde ich mich allerdings gl?cklich sch?tzen, wenn meine Kraft f?r diese ?u?erst schwierige Aufgabe ausreichen k?nnte; ich f?rchte sehr, da? sie nicht ausreichen wird, jedenfalls will ich nichts unversucht lassen; wenn ich nicht ausreiche, k?nnte man ja noch jemanden anderen beiziehen. Um aufrichtig zu sein, interessiert mich die Sache zu sehr, als da? ich es ?ber mich bringen k?nnte, auf jede Beteiligung zu verzichten. H?lt es mein Herz nicht aus, so wird es doch wenigstens hier eine w?rdige Gelegenheit finden, g?nzlich zu versagen.« K. glaubte, kein Wort dieser ganzen Rede zu verstehen, er sah den Onkel an, um dort eine Erkl?rung zu finden, aber dieser sa?, mit der Kerze in der Hand, auf dem Nachttischchen, von dem bereits eine Arzneimittelflasche auf den Teppich gerollt war, nickte zu allem, was der Advokat sagte, war mit allem einverstanden und sah hie und da auf K. mit der Aufforderung zu gleichem Einverst?ndnis hin. Hatte vielleicht der Onkel schon fr?her dem Advokaten von dem Proze? erz?hlt? Aber das war unm?glich, alles, was vorhergegangen war, sprach dagegen. »Ich verstehe nicht –«, sagte er deshalb. »Ja, habe vielleicht ich Sie mi?verstanden?« fragte der Advokat ebenso erstaunt und verlegen wie K. »Ich war vielleicht voreilig. Wor?ber wollten Sie denn mit mir sprechen? Ich dachte, es handle sich um Ihren Proze??« »Nat?rlich«, sagte der Onkel und fragte dann K.: »Was willst du denn?« »Ja, aber woher wissen Sie denn etwas ?ber mich und meinen Proze??« fragte K. »Ach so«, sagte der Advokat l?chelnd, »Ich bin doch Advokat, ich verkehre in Gerichtskreisen, man spricht ?ber verschiedene Prozesse, und auffallendere, besonders wenn es den Neffen eines Freundes betrifft, beh?lt man im Ged?chtnis. Das ist doch nichts Merkw?rdiges.« »Was willst du denn?« fragte der Onkel K. nochmals. »Du bist so unruhig.« »Sie verkehren in diesen Gerichtskreisen?« fragte K. »Ja«, sagte der Advokat. »Du fragst wie ein Kind«, sagte der Onkel. »Mit wem sollte ich denn verkehren, wenn nicht mit Leuten meines Faches?« f?gte der Advokat hinzu. Es klang so unwiderleglich, da? K. gar nicht antwortete. »Sie arbeiten doch bei dem Gericht im Justizpalast, und nicht bei dem auf dem Dachboden«, hatte er sagen wollen, konnte sich aber nicht ?berwinden, es wirklich zu sagen. »Sie m?ssen doch bedenken«, fuhr der Advokat fort, in einem Tone, als erkl?re er etwas Selbstverst?ndliches ?berfl?ssigerweise und nebenbei, »Sie m?ssen doch bedenken, da? ich aus einem solchen Verkehr auch gro?e Vorteile f?r meine Klientel ziehe, und zwar in vielfacher Hinsicht, man darf nicht einmal immer davon reden. Nat?rlich bin ich jetzt infolge meiner Krankheit ein wenig behindert, aber ich bekomme trotzdem Besuch von guten Freunden vom Gericht und erfahre doch einiges. Erfahre vielleicht mehr als manche, die in bester Gesundheit den ganzen Tag bei Gericht verbringen. So habe ich zum Beispiel gerade jetzt einen lieben Besuch.« Und er zeigte in eine dunkle Zimmerecke. »Wo denn?« fragte K. in der ersten ?berraschung fast grob. Er sah unsicher herum; das Licht der kleinen Kerze drang bis zur gegen?berliegenden Wand bei weitem nicht. Und wirklich begann sich dort in der Ecke etwas zu r?hren. Im Licht der Kerze, die der Onkel jetzt hochhielt, sah man dort, bei einem kleinen Tischchen, einen ?lteren Herrn sitzen. Er hatte wohl gar nicht geatmet, da? er so lange unbemerkt geblieben war. Jetzt stand er umst?ndlich auf, offenbar unzufrieden damit, da? man auf ihn aufmerksam gemacht hatte. Es war, als wolle er mit den H?nden, die er wie kurze Fl?gel bewegte, alle Vorstellungen und Begr??ungen abwehren, als wolle er auf keinen Fall die anderen durch seine Anwesenheit st?ren und als bitte er dringend wieder um die Versetzung ins Dunkel und um das Vergessen seiner Anwesenheit. Das konnte man ihm nun aber nicht mehr zugestehen. »Ihr habt uns n?mlich ?berrascht«, sagte der Advokat zur Erkl?rung und winkte dabei dem Herrn aufmunternd zu, n?herzukommen, was dieser langsam, z?gernd herumblickend und doch mit einer gewissen W?rde tat, »der Herr Kanzleidirektor – ach so, Verzeihung, ich habe nicht vorgestellt – hier mein Freund Albert K., hier sein Neffe, Prokurist Josef K., und hier der Herr Kanzleidirektor – der Herr Kanzleidirektor also war so freundlich, mich zu besuchen. Den Wert eines solchen Besuches kann eigentlich nur der Eingeweihte w?rdigen, welcher wei?, wie der Herr Kanzleidirektor mit Arbeit ?berh?uft ist. Nun, er kam aber trotzdem, wir unterhielten uns friedlich, soweit meine Schw?che es erlaubte, wir hatten zwar Leni nicht verboten, Besuche einzulassen, denn es waren keine zu erwarten, aber unsere Meinung war doch, da? wir allein bleiben sollten, dann aber kamen deine Fausthiebe, Albert, der Herr Kanzleidirektor r?ckte mit Sessel und Tisch in den Winkel, nun aber zeigt sich, da? wir m?glicherweise, das hei?t, wenn der Wunsch danach besteht, eine gemeinsame Angelegenheit zu besprechen haben und sehr gut wieder zusammenr?cken k?nnen. – Herr Kanzleidirektor«, sagte er mit Kopfneigen und unterw?
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